Das Geschäftsmodell-Cockpit Bilder der eigenen Zukunft entwickeln, hinterfragen und schärfen

Das Geschäftsmodell-Cockpit

Bilder der eigenen Zukunft entwickeln, hinterfragen und schärfen

Alexander Sonntag ist Projektleiter im RKW Kompetenzzentrum. Seine Schwerpunkte liegen auf Strategien in der digitalen Transformation und dem Management von Innovationen. Er begleitet kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung ihres Geschäftsmodells und ist Autor der RKW-Methode zur Geschäftsmodellentwicklung und des Digitalisierungs-Cockpits. Kontakt: sonntag(at)rkw.de

Patrick Großheim ist Projektleiter im RKW Kompetenzzentrum. Er hat verschiedene Publikationen verfasst und beschäftigt sich vor allem mit Veränderungsprozessen von Organisationen, Teams und Einzelpersonen. Thematisch fühlt er sich besonders der Strategie- und Geschäftsmodellentwicklung in mittelständischen Unternehmen verbunden. Kontakt: grossheim(at)rkw.de

Die stete Arbeit am eigenen Geschäftsmodell ist für alle, die Unternehmen führen und lenken, eine selbstverständliche Daueraufgabe. Es aber grundsätzlich zu hinterfragen und in Windeseile umzustellen, ist für nicht wenige Un- ternehmen während der Corona-Krise zu einer bitteren Notwendigkeit geworden. Auch unsere Erfahrungen der vergangenen Jahre sowie neuere Studienergebnisse legen nahe, dass die professionelle Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell gerade auch im Zuge der digitalen Transformation ein zunehmend wichtiger Erfolgsfaktor wird.

Das Geschäftsmodell als Fluchtpunkt

Ein Geschäftsmodell beschreibt auf einer ganz elementaren Ebene, wie es ein Unternehmen schafft oder schaffen soll, auf dem Markt zu bestehen. Diese Perspektive bietet den Vorteil, die wesentlichen Einflussgrößen klar voneinander getrennt bearbeitbar zu machen, ohne die wechselseitigen Beziehungen und Bedingungen, also das Gesamtbild, aus den Augen zu verlieren.

Dabei hilft das Modell, die eigenen Gedankengänge und Ideen zu strukturieren. Sein volles Potenzial entfaltet es aber, wenn gemeinsam (beispielsweise im Führungskreis) um ein sinnvolles Zukunftsbild gerungen werden soll. Auch um das Bild von morgen Mitarbeitenden und Stakeholdern näher zu bringen und die Umsetzung vorzubereiten, eignet es sich bestens.

„Ordnung ist die Verbindung des Vielen nach einer Regel.“ (Immanuel Kant)

Wie sieht das Geschäftsmodell-Cockpit aus?

Das Geschäftsmodell-Cockpit ist recht einfach gehalten, intuitiv zugänglich und nicht zuletzt deshalb im Laufe der letzten Jahre zu unserem Allround-Talent rund um die Strategiearbeit in kleinen und mittleren Unternehmen geworden (mehr dazu auch in diesem Erklärvideo). Es gliedert sich in folgende Elemente:

Kundschaft: Die Kundschaft befindet sich ganz bewusst in der Mitte und damit im Fokus des Modells. Es ist fast immer sinnvoll (besser) zu verstehen, wie die Kundenmechanik funktioniert und alle übrigen Aspekte des Modells darauf zu beziehen.

Angebote: Das Wertangebot beschreibt, welche Leistungen das Unternehmen für seine Kundschaft erbringt, worin (genau) der Mehrwert und die Wettbewerbsvorteile liegen.

Kanäle: In dieses Feld fallen vornehmlich die Bereiche des Vertriebs und des Marketings. Es geht darum, wie das Unternehmen (potenzielle) Kundschaft auf seine Leistungen aufmerksam macht, zur Nachfrage motiviert und an sich bindet.

Prozesse: Die Prozessseite steht der Angebotsseite gegenüber. In diesem Feld wird dargestellt, wie die Wertschöp- fungsprozesse funktionieren und welche Kernressourcen dafür von Nöten sind.

Erlösmodelle: Hier ist zu skizzieren, aus welchen Quellen und auf welche Weise das Unternehmen seine Erlöse erwirtschaftet. Schließlich ist es beispielsweise ein erheblicher Unterschied, ob der Kundschaft das Produkt oder aber seine Nutzung in Rechnung gestellt wird.

Das Geschäftsmodell ist eingebettet in eine spezifische erweiterte Umwelt, mit der das Unternehmen in Wechselwirkung steht.

So wenden wir das Tool in der Praxis an

Das Geschäftsmodell-Cockpit ist recht flexibel einsetzbar: ob für die Analyse der aktuellen Situation oder zur Modellierung der eigenen Zukunft. Es ist Teil unseres Ansatzes zur Geschäftsmodellentwicklung im Mittelstand (www. geschäftsmodellentwicklung.de) und auch sehr hilfreich, wenn es darum geht, seine Digitalisierungsüberlegungen zu strukturieren (www.erfolgreich-digitalisieren.de).

Generell arbeiten wir dabei gern im Führungsteam mit Klebezetteln, um das Bild gemeinsam entstehen zu lassen und schärfen zu können:

Zunächst konkretisieren wir in freier Diskussion gemeinsam die einzelnen Felder. Dabei sind verschiedene Vorgehensweisen denkbar und sinnvoll:

  • ausgehend von der Kundschaft über die Kanäle, die Leistung und die Prozesse bis hin zum Erlösmodell und der Unternehmensumwelt;
  • ausgehend vom Feld, in dem die meiste Musik spielt, also das größte Interesse ist;
  • ausgehend von den Feldern, in denen bereits größte Klarheit besteht.

Bei Bedarf vertiefen wir an einzelnen Stellen durch Analysen und Tools und beenden die Diskussion, wenn sich alle Teilnehmenden darin wiederfinden und keine wesentlichen neuen Informationen mehr hinzukommen.

Das so entstehende Gesamtbild des Geschäftsmodells interpretieren wir anschließend. Wem das schwerfällt, kann versuchen, eine Überschrift oder ein Bild zu finden oder mit Analogien zu arbeiten. Planen Sie dafür ausreichend Zeit ein, denn es kann auch deutlich werden, wovor man vorher noch die Augen verschließen konnte.

Nicht selten erlaubt dieses Gestaltgeben, aus den manchmal kreisenden Überlegungen über viele gut denkbare Wege auszubrechen und den nächsten entscheidenden Schritt hin zu einer belastbaren Entscheidungsgrundlage zu machen.